Der Anopheles maculipennis-Komplex, eine Gruppe aus mehreren optisch kaum voneinander zu unterscheidenden, sehr nah verwandten Mückenarten, enthielt früher die wichtigsten Malaria-Überträger Europas. Die einheimische Malaria ist seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts aus Europa verschwunden, die Anopheles-Mücken sind aber auch in Deutschland nach wie vor vorhanden. Neben Malariaerregern können sie auch Viren und Fadenwürmer übertragen.  Vier Arten des Komplexes wurden im Rahmen des ‚Mückenatlas‘-Projektes nachgewiesen: Anopheles atroparvus, Anopheles maculipennis, Anopheles messeae und Anopheles daciae.

Verbreitungskarte der eng verwandten Arten des An. maculipennis-Komplexes (2012 bis 2016).

Die Analyse der Daten zeigt in Übereinstimmung mit historischen Untersuchungen, dass der An. maculipennis-Komplex über ganz Deutschland verbreitet ist. Dabei weist An. messeae die weiteste Verbreitung auf und ist zusammen mit An. maculipennis von küstennahen Gebieten im Norden bis in die südlichsten Spitzen der Republik zu finden. Anopheles daciae hingegen scheint sich schwerpunktmäßig in Gebieten im Südwesten und Nordosten Deutschlands aufzuhalten. Wegen der geringen Anzahl von eingesandten Exemplaren lässt sich über die Verbreitung von An. atroparvus keine finale Aussage machen (siehe Abbildung Verbreitungskarte). Vieles deutet aber darauf hin, dass diese Art, die in ihren Brutgewässern vergleichsweise hohe Salzkonzentrationen toleriert, aufgrund von Umweltveränderungen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen ist.

An.  maculipennis (Foto: Doreen Walther)

Der An. maculipennis-Komplex ist ein klassisches Beispiel eines Artkomplexes. Erst in den 1930er Jahren wurde entdeckt, dass es sich nicht um eine Art, sondern um mehrere Arten mit sehr ähnlichen Merkmalen handelt, die sich aber in ihrer Ökologie, wie etwa im Schwarm- und Fortpflanzungsverhalten oder bei der Auswahl der Brutgewässer, unterscheiden und sich nicht fruchtbar miteinander vermehren. Die eher unscheinbaren, braunen Stechmückenarten innerhalb des Komplexes lassen sich zuverlässig nur genetisch identifizieren, einige Flecken auf den Flügeln unterscheiden Arten des Komplexes aber von allen anderen Anopheles-Arten.